Im Gegensatz zu Standard-Hüftprothesen werden bei diesem Verfahren nur die erkrankten Oberflächen des Hüftgelenkes entfernt, Hüftkopf und Schenkelhals bleiben erhalten. Es handelt sich also um eine Teilprothese. Die „Überkronung“ des Hüftkopfes erfolgt mit einer Metallkappe, die – wie auch die dünnwandige Hüftpfanne – aus einer speziellen abriebfesten Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierung mit hohem Kohlenstoffgehalt besteht. Bei den Standard-Hüftprothesen wird wie bei den sogenannten Kurzschäften der Hüftkopf vollständig und der Schenkelhals zum großen Teil entfernt. Hier handelt es sich um Totalprothesen. So kann wertvolle Knochensubstanz verloren gehen, die erhalten werden könnte.
Neben den Vorteilen des Knochenerhalts und der Gewebeschonung eignet sich der Oberflächenersatz als Teilprothese sehr gut für junge oder jung gebliebene Patienten, die aktiv im Leben stehen, aber durch ihre Hüftgelenkerkrankung bei privaten / beruflichen Aktivitäten beeinträchtigt werden. Hier spielen besonders Schmerzen eine große Rolle, aber auch Bewegungseinschränkungen.
Unabdingbar für den Oberflächenersatz sind jedoch stabile Knochenverhältnisse im Kopf- und Halsbereich des Oberschenkelknochens ohne schwere Deformierungen des Hüftkopfes.
Die Abriebfestigkeit durch eine von der eigenen Gelenkflüssigkeit geschmierten Reibung und die hohe Auskugelsicherheit können für den Patienten bedeuten, dass Sportarten ausgeübt werden können, von denen bei Standardprothesen in der Regel abgeraten werden muss. Das gilt auch für Berufe, deren Ausübung mit Standardprothesen nicht möglich oder sehr risikoreich sind.
Es empfiehlt sich ein eingehendes ärztliches Beratungsgespräch, um individuell zu klären, welche Sportarten unbedenklich möglich sind. Dies bezieht sich meist nicht auf die bereits ausgeführten Sportarten, sondern auf neue Sportarten, die eventuell andere Risiken beinhalten.
Die Idee des Oberflächenersatzes, tatsächlich nur die Oberfläche des Hüftkopfes zu überkronen, ist nicht neu: Bereits in den 1930er und 1950er Jahren wurden Umsetzungsversuche gestartet, die sich jedoch aufgrund von Materialproblemen nicht durchsetzen konnten. Die medizinische Forschung legte daher den Schwerpunkt vorwiegend auf die Weiterentwicklung der Standardverfahren und auf die Verbesserung der Implantatmaterialien.
Derek McMinn, Orthopäde in Birmingham / Großbritannien griff die bekannte Idee des Oberflächenersatzes wieder auf und verwendete ab 1989 das erfolgreichste Prothesenmaterial der Vergangenheit, welches dünn aber sehr robust war und sich dennoch gut verarbeiten liess. Mit Studien wurde die Tragfähigkeit des Implantats eingehend geprüft und 1997 als erster moderner Hüftoberflächenersatz eingeführt. Insgesamt handelte es sich hierbei bereits um die 3. Generation.
Bei mehr als 175.000 Patienten erzielten die Originalimplantate nach McMinn sehr gute Ergebnisse, die in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen und in Registern bestätigt wurden (aktuelle Ergebnisse s.u.).
Leider ist der Oberflächenersatz durch andere Prothesenentwickler und -hersteller zu Unrecht allgemein in Verruf geraten und einige Produkte mussten öffentlichkeitswirksam vom Markt genommen werden. Allerdings ist nicht die Methode oder das Material allgemein schlecht, sondern schlecht waren Veränderungen beim Design und der Metallzusammensetzung. Heute gilt für den Erfolg die einfache Regel: Richtiger Patient, richtiger Operateur und richtiges Implantat führen zu guten Ergebnissen.
Der Oberflächenersatz am Hüftgelenk als Teilprothese ist insbesondere für junge Patienten unter 65 Jahren weiterhin eine gute Option, um nicht nur gesunden Knochen zu erhalten, sondern auch um die Aktivität der betroffenen Patienten ohne Einschränkung wiederherstellen zu können.
Immer wieder werden aktive Sportler nach dieser Methode operiert (zuletzt Tennisprofi Andy Murray), die in vielen Fällen sogar in den Profisport zurückkehren.
Links
Aktuelle Registerdaten: Nationale-Register-2018
Kobalt im Sport: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/sauerstoff-und-leistung/3/
Diskussion um den Oberflächenersatz: http://dr-voelker.eu/anmerkungen-zur-diskussion-um-den-oberflaechenersatz-der-huefte/
Fraglicher Knochenverlust am Becken: https://dr-voelker.eu/drhip/groessere-pfannen-beim-oberflaechenersatz/
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